Gewerke bei Jaeger Bernburg

Zeitreise: Die Metamorphose eines Tonsteintagebaus zur modernen Deponie

 

2016 wurde die Idee für eine Deponie entwickelt. Jetzt, 2022 wird in Baalberge  im Salzlandkreis in Sachsen-Anhalt, nach umfangreichen Investitionen in Abdichtung und Entwässerung die neue Deponie in Betrieb genommen. Damit hat Jaeger Bernburg das Areal einem beeindruckenden Wandel unterzogen.

Der Abbau von Ton kann in Baalberge auf eine über 160-jährige Geschichte zurückblicken. Während des anfänglich betriebenen Abbaus von Kies in der Ortslage wurden umfangreiche Lettevorkommen aufgefunden. Ende des 19. Jahrhunderts gab es bereits zwei Ziegeleien. In den 1950er Jahren entstand an der Straße von Baalberge nach Bernburg die neugebaute „VEB Ziegelei Baalberge“, welche nach der politischen Wende von der österreichischen Wienerberger Ziegelindustrie GmbH übernommen wurde und bis 2013 produzierte.

2014 übernahm die Peißener Tonprodukte GmbH + Co KG, welche zur Jaeger Bernburg Gruppe gehört, den zur Ziegelei gehörenden Tonsteintagebau. Das verbliebene Tagebaurestloch wird seither mit ungefährlichen mineralischen Abfällen aus unterschiedlichen Bauprojekten der Umgebung verfüllt.  

 

 

Aufbauend auf die jahrelang gesammelten Erfahrungen im Bereich der Entsorgung von mineralischen Abfällen und dem Wissen um knappe Deponiekapazitäten der Region entstand im Unternehmen die Vision, in Baalberge eine Deponie zu errichten. 2016 wurde beim Salzlandkreis als zuständige Zulassungsbehörde der Antrag auf Planfeststellung einer Deponie der Klasse 0 gestellt. Nach dem erforderlichen Feinschliff der Planungsunterlagen und dem Meistern zahlreicher behördlicher Hürden folgte 2021 die Genehmigung zum vorzeitigen Baubeginn, welchem 2022 der finale Planfeststellungsbeschluss folgte.

Auf einer Betriebsfläche von 25,9 ha entstehen in 4 Abschnitten 17,8 ha Deponie mit einem Füllvolumen von 1,7 Mio. m³. Um das Projekt jedoch baulich realisieren zu können, müssen buchstäblich noch „Berge“ versetzt werden. Es erfolgt die abschnittsweise Verfüllung des Tagebaurestlochs über den späteren zu erwartenden Grundwasserspiegel. Dazu eignet sich sowohl angelieferter Bodenaushub als auch tagebaueigenes Material, welches sich oberhalb der geplanten Deponiebasis befindet und deshalb umgelagert werden muss. In Summe müssen dafür noch ca. 1,4 Mio. Tonnen Aushub bewegt bzw. angeliefert werden.

 

 

Nach Abschluss der Verfüllung und der Entlassung des betroffenen Bereichs aus der Bergaufsicht erfolgt der Einbau einer 1m starken geologischen Barriere aus Ton. Diese verhindert das Einsickern von wasserlöslichen Bestandteilen des Deponates in das Grundwasser. Daran schließt sich eine 30 cm starke Entwässerungsschicht aus Kies an. Durch den Deponiekörper sickerndes Wasser wird damit zu den Sickerwassersammlern geleitet und mit einem Stollen zum Sickerwassersammelbecken abgeleitet. Überdeckt wird die Entwässerungsschicht durch ein Vlies, welches das Ausspülen des Deponats ins Sickerwassersystem verhindert.

Des Weiteren ist für den Deponiebetrieb eine umfassende Infrastruktur notwendig. Hier zu nennen sind im beispielsweise Eingangsbereich, ein Aufenthaltscontainer mit LKW-Waage, ein Waschplatz und eine Reifenwaschanlage für verschmutzte Arbeitsmaschinen sowie ein Zwischenlagerplatz für auffällige Abfälle. Im nördlichen Bereich des Geländes entstand ein Regenrückhaltebecken und ein Sickwasserbecken zum Sammeln des Sickerwassers.

Nach Einstellung der Ziegelproduktion entwickelte sich der Tagebau zu einem attraktiven Rückzugsort für zahlreichen Tierarten. Nach einer Kartierung aus dem Jahr 2017 befinden sich auf dem gesamten Gelände 7 Fledermaus-, 58 Vogel-, 7 Reptilien- bzw. Amphibien- und 299 Insektenarten. Auf Grund der Tatsache, dass einige der voran genannten Arten wie beispielsweise Zauneidechse sowie Wechsel- und Erdkröte als besonders schützenswert gelten, wird bei jeglicher Tätigkeit dem Naturschutz ein hohes Maß an Bedeutung zugesprochen.

Die gesamte Bautätigkeit erfolgt in Zusammenarbeit mit einer ökologischen Bauüberwachung und unter Einhaltung der entsprechenden naturschutzrechtlichen Bestimmungen. In diesem Zusammenhang entstanden unter anderem zahlreiche Biotope und Ausgleichsflächen auf dem Betriebsgelände. Dadurch entstanden neue Lebensräume für die betroffenen Tierarten, welche als Ausgleich für die in Anspruch genommenen Flächen dienen. Um ebenfalls einen Beitrag für die Flora am Standort zu leisten, wurde ortsunübliche Vegetation entfernt und umfangreich durch heimische Wildobstbäume ersetzt.

 

 

 

 

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